Was die jetzige Vulkan-Situation angeht, hat sich ein bisschen Routine eingeschlichen, der erste Weg morgens ist Kaffeemaschine anwerfen, dann die Autos kontrollieren, hat es wieder geascht, wenn ja, wieviel?
Dann Computer - wieviele Erdbeben, was macht der Tremor, wie sehen die Deformationen aus, webcam gucken, was macht er heute?
Danach richtet sich dann ein Teil der Tagesplanung, vor allem, wenn wegen der schlechten Luft über Teile der Insel Ausgangssperren verhängt sind.
Allerdings tut sich seit vorgestern etwas, und zwar in die richtige Richtung: der Tremor ist dauerhaft sehr niedrig, es gibt wieder Erdbeben mit Magnituden unter 2 (obwohl es die vorher auch gab, sie waren nur nicht zu “hören”, weil der Lärm des Tremors sie einfach übertönt hat), und der Blick auf die webcams zeigt: nichts mehr. Es fliesst wohl immer noch Lava, zu sehen ist das aber, zumindest im Netz, nicht.
Nun gibt es keinen Wissenschaftler, der auf sich hält, der sich zum jetzigen Zeitpunkt die Aussage zutrauen würde, so, das wars, vorbei, aus, Ihr könnt anfangen aufzuräumen, da kommt nix mehr.
Eine ähnliche Situation der scheinbaren Abschwächung hatten wir schon einmal und dann kamen die neuen Öffnungen, deren sehr schneller Lavastrom Teile von Las Norias auch noch zerstörte. Insofern gibt es auf der Insel wahrscheinlich niemanden, der dem Frieden schon trauen würde, so sehnsüchtig alle hier auch auf das Ende warten.
Die Bilanz ist schon heute verheerend genug: fast drei Monate dauert der Ausbruch schon, es ist der längste und zerstörerischte Vulkanausbruch in der aufgezeichneten Geschichte der Insel La Palma: fast 12 Quadratkilometer von Lava bedeckt, die gesamte Infrastruktur, darunter fast 80 km Strasse, Anbauflächen, Versorgungsleitungen und weit über 1000 Häuser zerstört. Noch nicht mitgerechnet sind die Gebäude, die nur Wochen zuvor einem Grossfeuer infolge einer achtlos aus dem Autofenster geworfenen Zigarettenkippe und einer nicht dazupassenden Wetterlage zum Opfer gefallen waren.
Eventuell vielleicht möglicherweise ist es aber doch der Anfang von Ende. Man kann nur hoffen, drei Monate sind mehr als genug.